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Wie 3D-Druck die Schmuckbranche verändert

Eine Schmuckwerkstatt ist ein faszinierender Ort. Überall verstreut finden sich winzige Werkzeuge, glitzerndes Zubehör und verschiedenste Schmuckelemente – ein Wunderland in Miniatur für die Herstellung filigraner Objekte. Aber neben diesem organisierten Chaos gibt es auf dem Gebiet der Schmuckherstellung mittlerweile einige überraschende Neuerungen. Laptop-Computer mit hochauflösenden Monitoren und moderne 3D-Drucker gehören jetzt oft genauso zur Ausstattung einer Schmuckwerkstatt wie deren traditionelles Inventar.

Die Schmuckherstellung ist ein Kunsthandwerk, für das Qualität und Präzision oberstes Gebot sind. Daher ist das Interesse an den neuesten Technologien für die Anfertigung schöner, tragbarer Kunstwerke sowohl bei den Herstellern als auch bei ihren Kunden sehr groß. Dieser Artikel soll vermitteln, wie Werkstätten, Gießereien und Einzelhandelsgeschäfte das Design, die Produktion und den Vertrieb hochwertiger Schmuckstücke mit computergestützten Design- und Fertigungstechniken (CAD/CAM) vorantreiben.

Einstieg in das CAD/CAM-Training

Neue Designer machen sich bereits in der Ausbildung mit CAD/CAM-Techniken vertraut und können daher gleich nach ihrem Einstieg in die Berufswelt einen effektiven und kompetenten Beitrag leisten. Eine gründliche Ausbildung bedeutet, dass junge Schmuckhersteller und -designer weniger Zeit für das Lernen am Arbeitsplatz aufwenden müssen und von Anfang an über das Know-how verfügen, das für nachhaltigen Erfolg in der Schmuckbranche erforderlich ist.

Mit der PreForm-Software von Formlabs lassen sich CAD/CAM-Modelle durch korrektes Ausrichten und automatisches Generieren von Stützstrukturen ideal für den 3D-Druck vorbereiten.
Formlabs' PreForm software prepares CAD/CAM models for 3D printing by orienting them properly and automatically generating support structures.

Die Rhode Island School of Design (RISD) bietet Schulungsprogramme für CAD/CAM-Techniken in der Schmuckherstellung, bildenden Kunst und Modellierung sowie in vielen weiteren Bereichen an. Studierende werden nicht nur mit traditionellen Designprinzipien vertraut gemacht, sondern erlernen auch das rechnergestützte Rendering. Weitere Unterrichtsinhalte sind Guss-, Polier- und Einfassungstechniken. Durch Anwendung theoretischer Kenntnisse auf die praktische Produktion eignen sich die Studierenden die Fertigkeiten an, die sie später als Designer, Schmuckhersteller und Kunstschaffende benötigen.

Im Rahmen einer vor kurzem ins Leben gerufenen MJSA-Initiative namens BEaJEWELER wird das Bewusstsein für die verschiedenen Berufslaufbahnen in der Branche geschärft und über die Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich der Design- und Werkstatttechnik informiert. Über diese dynamische Website können Berufsanfänger mit Kolleginnen und Kollegen in der Schmuckbranche in Kontakt treten und sich über entsprechende Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten und Zertifizierungsprogramme informieren.

Ein taktiles Kauferlebnis

Als Reaktion auf die zunehmende Nachfrage nach maßgefertigtem Schmuck machen Designer jetzt vom 3D-Druck Gebrauch, um Kunden wieder das taktile Erlebnis der Auswahl eines ganz besonderen Schmuckstücks zu ermöglichen.

Anstatt sich eine bunte Computerdarstellung anzuschauen und darauf zu hoffen, dass das Endprodukt perfekt passen wird, können Kunden jetzt den Prototyp eines nach ihren eigenen Vorstellungen maßgefertigten Verlobungsrings anprobieren und sicherstellen, dass er sich richtig anfühlt und richtig passt, bevor er endgültig gefertigt wird. Im Gegensatz zu handgefertigten Wachsmodellen oder einigen Druckmaterialien auf Wachsbasis weisen Schmuckstücke, die mit Prototyping-Kunstharz gedruckt wurden (z. B. mit dem Grauen Kunstharz von Formlabs), einen hohen Grad an Detailtreue auf und sind unempfindlich genug, um von Kunden und Personal gehandhabt werden zu können. Durch diesen zusätzlichen Schritt im Verfahren wird das Kundenerlebnis greifbarer, angenehmer und interaktiver.

Hausinternes Prototyping

Designer können zeitaufwändiges Outsourcing an 3D-Druckdienstleister vermeiden, indem sie das Prototyping hausintern vornehmen und Aussehen und Präzision vor dem Druck des endgültigen Modells sowie vor dem Metallguss überprüfen. Da es möglich ist, in nur wenigen Stunden mehrere Exemplare oder Versionen eines Designs zu drucken, kann die Zeit von der Konzeptentwicklung bis zum fertigen Produkt auf einen einzigen Tag verkürzt werden. Durch Optimierung jedes Aspekts eines Designs vor dem Guss können Änderungen an Form und Funktion vorgenommen und überprüft werden, die sich lediglich in sehr geringen Materialkosten für das Kunstharz niederschlagen.

Im grauen Formlabs-Kunstharz gedruckte Schmuckprototypen von Zina Sterling.
Im Grauen Formlabs-Kunstharz gedruckte Schmuckprototypen von Zina Sterling.

Designer mit geringen Kapazitätsanforderungen nutzen die Vorteile des Desktop-Prototypings, während Online-Schmuckanbieter ihren Merhaufwand gering halten, indem sie ihren weit verstreuten Kunden ein robustes, detailgenaues 3D-gedrucktes Modell zusenden, bevor sie das endgültige Produkt herstellen. Kunden fühlen sich enger mit dem Designer verbunden und Missverständnisse lassen sich vorbeugen.

Das graue Kunstharz von Formlabs zeichnet sich durch eine matte, opake Oberflächenbeschaffenheit aus und bietet die bisher höchste Detailgenauigkeit aller Formlabs-Materialien. Das Ergebnis sind wunderschöne kontrastreiche Prototypen hoher Präzision. Fordern Sie einen Probedruck an, um sich selbst zu überzeugen.

Schmuckguss bei voller Auslastung

Gießereien machen zunehmend von den größeren Bauvolumina und der höheren Präzision von 3D-Druckern Gebrauch, um bei voller Auslastung schneller und kostengünstiger als je zuvor zu drucken. Dank kürzerer Lieferzeiten, reduzierter Betriebskosten und minimaler Wartungskosten wird die Produktion erheblich effizienter.

Viele der herkömmlichen 3D-Drucker stellten gerade genug Bauvolumen für eine Handvoll kleiner Schmuckstücke zur Verfügung. Demgegenüber zeichnen sich fortschrittliche und kostengünstige 3D-Drucker wie der Form 2 durch größere Plattformen aus.

!Mit einem Desktop-3D-Drucker können Schmuckhersteller hausintern Prototypen anfertigen, um vor dem Guss jeden Aspekt eines Schmuckstücks zu optimieren.]media-3940

Schmuckhersteller können mehrere Versionen eines einzelnen Modells herstellen, mit größeren Designs wie Armspangen und Armreifen arbeiten oder sich die Wiederholbarkeit des 3D-Drucks zunutze machen und die Plattform für die Fertigung einer ganzen Serie einsetzen – in manchen Fällen mit mehr als 50 Einzelstücken.

Formen aus vulkanisiertem Kautschuk werden zur Serienfertigung von Wachsmodellen für den Feinguss von Metallteilen, wie beispielsweise Schmuck, kleine Industriebauteile und Spielfiguren, verwendet.

Einzelhandel gewinnt wieder an Bedeutung

Einzelhändlern, die maßgefertigte Produkte anbieten, kommt ein erheblicher Verkaufsvorteil zugute, insbesondere bei technisch versierten Kunden und angesichts der zunehmenden Bedeutung des Online-Shoppings für Schmuck der mittleren und oberen Preisklasse. Preisvergleiche kommen bei einem einzigartigen Design nicht vor.

Laut einer kürzlich von National Jeweler durchgeführten Befragung wenden sich Einzelhändler zunehmend der Maßfertigung von Schmuckstücken zu, weil sie damit „bessere Gewinnspannen erzielen, Beziehungen aufbauen und die kunsthandwerklichen Fähigkeiten der Schmuckhersteller hervorheben können.“ Viele sehen in der Maßfertigung den Schlüssel zum Erfolg, weil zufriedene Kunden mit ihren Nachfolgeaufträgen zu denselben Geschäften und Designern zurückkehren werden.

Es ist jetzt möglich, durch das Angebot eines 3D-gedruckten Prototyps Mehrwert zu generieren. Indem sie Kunden die Möglichkeit geben, Tragekomfort, Passgenauigkeit und Steinhöhe zu prüfen und sogar unter verschiedenen Steingrößen und -formen zu wählen, können Einzelhändler Schmuck-Unikate anbieten und sich damit von ihren Wettbewerbern absetzen. Lose Edelsteine mit Spezialschliff oder in Sondergrößen, Unikate, die auch bei ungewöhnlichen Konturen Passgenauigkeit gewährleisten, auf Erbschmuck beruhende Designs, all diesen Produkten kommt zugute, dass Kunden ihre endgültige Entscheidung auf der Grundlage eines realistischen Prototyps treffen können.

Die Zukunft der Schmuckherstellung

Innovative Schmuckdesigner beginnen, ihre Kenntnisse und Fähigkeiten mit CAD / CAM-Technologie und zukünftigen Kunden zu erweitern.

Ringe, 3D-gedruckt mit Formlabs' gussfähigem Kunstharz.
Ringe, 3D-gedruckt mit Formlabs' gussfähigem Kunstharz.

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White Paper: 3D-Druck für Schmuckdesign