Alle Beiträge
Interviews

High-Tech & Haute Couture: ElektroCouture nutzt präzises Prototyping für Fashiontech

Im Fashiontech verbindet sich traditionelles Mode-Handwerk mit fortgeschrittener Technologie – und das erfordert einiges an Vermittlungsarbeit. Das weiß Lisa Lang, Gründerin von ElektroCouture, aus Erfahrung: Mit ihren Designs aus LED-Lichtern, Lasercutting und 3D-Druck wurde sie zu einer Botschafterin für ästhetische, funktionale Wearables. Mit wachsender Zugänglichkeit von präzisen Technologien wird Fashiontech vom Prototyp zum tragbaren Teil, so Lisas Überzeugung.

Zuletzt hat ElektroCouture das bewegte 3D-Design Parallax Dress auf der Fashionweek in Berlin vorgestellt. Die Designerin Lina Wassong reflektiert darin Artificial Intelligence und kombiniert 3D-Druck von Formlabs mit Microcontrollern und Infrarotsensoren. Am Ende steht ein Design, das auf seine Umwelt reagiert.

Das Parallax Dress verbindet das Konzept Artifical Intelligence mit hochpräziser Technologie: Die 3D-gedruckten Gehäuse am Gürtel bergen Infrarotsensoren, Motoren und Microcontroller für die umgebungsabhängige Bewegung.
Das Parallax Dress verbindet das Konzept Artifical Intelligence mit hochpräziser Technologie: Die 3D-gedruckten Gehäuse am Gürtel bergen Infrarotsensoren, Motoren und Microcontroller für die umgebungsabhängige Bewegung.

Im Interview haben wir Lisa und Lina nach dem Status Quo von Fashiontech gefragt, jüngste Projekte wie Google Jaquard x Levi's und die erste 3D-gedruckte Jacke diskutiert und den Zusammenhang von Haute Couture und Prototyping ergründet.

Lisa, wie kamst du vom FabLab Berlin zu ElektroCouture?

Im FabLab ist die Mentalität: In dem Moment, wo du etwas gelernt hast, gibst du es auch weiter. Ich hab angefangen, Kurse für kreatives Löten, Lasercutten und 3D-Drucken anzubieten. Ich war die Vertrauensperson für alle Designer, die klassischerweise nicht in ein Lab gehen.

Das Studio von ElektroCouture ist als Nische entstanden, vor allem für Designer, die klassischerweise nicht in ein Lab gehen. In dem Moment, wo du eine Idee hast, kannst du sofort an die Maschine gehen und sie verwirklichen – das ist der perfekte Prototyping-Workflow.

Entdecken Sie, was 3D-Druck für Sie tun kann

Überzeugen Sie sich selbst von unserer Druckqualität.

Probedruck anfordern

Lina, dein Parallax Dress ist ein sich bewegendes 3D-Design. Von AI gesteuerte Kleidung, ist das Spielerei oder die Zukunft?

Das Parallax Dress ist ein Statement und Show Piece: Zum einen zeigt es, wie sich Designs mit Maschinen umsetzen lassen und wie sich Elektronik integrieren lässt. Zum anderen reflektiert das Parallax Dress neue Formen von Intelligenz, wie Artificial Intelligence und Machine Learning. Mit Fashiontech nehmen wir Technologien ganz anders wahr als beim täglichen Gebrauch unserer Handys und Computer.


Im Video “The Parallax Dress” und die künstliche Intelligenz dahinter sehen.

Jetzt, wo wir unkompliziert Zugang zu Maschinen bekommen, wollen wir aktiv sein und eigenverantwortliche mitbestimmen. Mit zugänglichen Maschinen schauen wir hinter den Prozess und wollen verstehen, wie etwas gemacht wird, welche Technologien und Prozesse möglich sind.

Wird ElektroCouture immer Haute Couture bleiben oder wird Fashiontech auch getragen?

Bei Fashion fängt die Haute Couture an, einen neuen Trend zu setzen. In der Technologie ist der Prototyp das, was in der Mode die Haute Couture ist. Prototypen laden genauso wie das Parallax Dress von Lina zum Träumen ein.

Wearable Tech hat vorher schon funktioniert, aber nicht gut ausgesehen. Es ist so viel möglich, das den Leuten gar nicht bewusst ist. Artificial Intelligence wird in Autos reingesteckt, aber bevor wir in ein Auto steigen, steigen wir jeden Morgen in unsere Kleidung. Kleidung ist näher an uns dran als Autos und Raketen, also macht es mehr Sinn, daran neue Technologien zu zeigen.

Zeigt die 3D-gedruckte Voronoi-Kette den Status Quo von tragbarem Fashiontech?

3D-gedrucktes Material fühlt sich anders an als Textil. Je mehr Materialien sich entwickelt lassen, desto mehr lässt sich 3D-gedruckte Kleidung, vor allem custom-made wie im Beispiel der auf 100 Stück limitierten und personalisierten 3D-gedruckten Jacke vorstellen.

Die mit dem Form 2 gedruckte Voronoi-Kette wird zur Glowing Necklace, einen Workshow dafür gab es zum Beispiel bei der republica 2017
Die mit dem Form 2 gedruckte Voronoi-Kette wird zur Glowing Necklace, einen Workshop dafür gab es zum Beispiel bei der republica 2017 und jetzt im Bikini Berlin.

Accessoires sind das kleinere Beispiel, zu sagen: So funktioniert es, so wird es gemacht, so wird es getragen. Sobald Emotionen dahinter stehen, ist es ein lieb gewonnenes Teil. Der erste Kontakt ist immer: Was kann es warum? Es leuchtet, weil es schön ist, so wie Kerzen. Fashion hat eine ästhetische Funktion.

Wird mit Kollaboration wie der von Google Jacquard und Levi’s Fashiontech massentauglich?

Google Jacquard und Levi’s Zusammenarbeit ist ein großes Statement. Nicht etwa aufgrund der Technologie von leitfähigem Faden und Software, sondern weil ein klassisches Textilunternehmen sich mit einem Softwareunternehmen zusammenschließt, um auf den Markt zu gehen. Fashiontech muss sich immer zusammensetzen aus Mode- und Technologieunternehmen. Für ElektroCouture ist das an der Tagesordnung, aber für die großen Textilunternehmen da draußen ist es eine riesige Herausforderung.

Lisa von ElektroCouture diskutiert mit Nina von Project Jacquard by Google über die Kollaboration von Google und Levi's während der Fashion Week Berlin 2017. Nina trägt die Levi's Jacke, die sich drahtlos mit dem Handy verbinden lässt.
Lisa (links) von ElektroCouture diskutiert mit Nina (rechts) von Project Jacquard by Google über die Kollaboration von Google und Levi's während der Fashion Week Berlin 2017. Nina trägt die Levi's Jacke, die sich drahtlos mit dem Handy verbinden lässt.

Bleibt ElektroCouture also Mediator zwischen Tech und Fashion oder geht ihr auch in die eigene Produktion?

Das Studio steht für Prototyping und Manufacturing. Auf der einen Seite helfen wir, Fashion- und Techunternehmen miteinander zu verbinden. Auf der anderen Seite können wir mit unserem Wissensvorsprung jetzt schon anfangen, selbst zu produzieren. Mit dem Zugang zu 3D-Druckern haben wir die Möglichkeit, Designs wie die Voronoi-Kette intern zu produzieren.

Lina am Form 2 3D-Drucker, den sie für das Parallax Dress und die Voronoi Kette nutzte.
Im Studio von ElektroCouture nutzt Lina den Form 2 3D-Drucker für Prototyping und Manufacturing ihrer Designs Parallax Dress und Voronoi Pendant.

Die Magie des Fashiontech-Designs ist es, eine Story zu haben und die zu verstehen, ohne ein Ingenieur zu sein. In dem Moment, wo du ein Fashiontech-Teil jemanden erklären kannst, hast du es verstanden: Man kann es verkaufen, tragen und man sieht die Präzision hinter der Technologie.

Treffen Sie ElektroCouture, Formlabs und Swarovski im Bikini Berlin

PLEASE ENTER ALT TEXT
Möchten Sie präzises Fashiontech-Design selbst erleben? Dann melden Sie sich für unseren Workshop in Kooperation mit ElektroCouture und Swarovski im Bikini Berlin am 7. Oktober an. Die Teilnahme ist kostenlos.

Jetzt für Fashiontech-Workshop anmelden