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3D-Druck weicher Antomiemodelle mit BioMed Flex 80A Resin und BioMed Elastic 50A Resin

Ein Stethoskop sowie anatomische Modelle und Medizinprodukten, 3D-gedruckt aus transparentem Kunstharz

Formlabs präsentiert zwei neue Materialien, die für den direkten 3D-Druck elastomerischer, biokompatibler Medizinprodukte und Modelle entwickelt wurden: BioMed Flex 80A Resin und BioMed Elastic 50A Resin. Diese neuen Materialien stellen eine bedeutende Neuerung im Bereich medizinischer Anwendungen dar, insbesondere auf dem Gebiet der Anatomiemodelle.

Bisher hatten medizinische Fachleute, die Anatomiemodelle aus weichem Material herstellen wollten, mit den Schwierigkeiten komplexer Silikongussverfahren zu kämpfen – arbeitsintensive Verfahren, die mit eingeschränkter geometrischer Freiheit, unordentlichen Ergebnissen und einem immensen Zeit- und Kostenaufwand einhergingen. Alternativ konnten sie auf kostspielige Auftragsfertigung oder starre Modelle zurückgreifen.

Hier kommen BioMed Flex 80A Resin und BioMed Elastic 50A Resin ins Spiel, die der medizinischen Fachwelt die nie dagewesene Chance bieten, die Vorteile konventioneller elastomerischer und biokompatibler Materialien mit der intuitiven Anwendung und den effizienten Prozessen der Kunstharz-3D-Drucker von Formlabs zu vereinen.

Probeteile für medizinische Drucke aus klarem BioMed Elastic 50A Resin und BioMed 80A Resin
Whitepaper

3D-Druck weicher anatomischer Modelle aus BioMed Flex 80A Resin und BioMed Elastic 50A Resin

In diesem umfassenden Anwendungsleitfaden stellen wir die elastomerischen Materialoptionen beim SLA-3D-Druck (Stereolithografie) vor und erläutern den vollständigen Prozess zur hausinternen Fertigung weicher anatomischer Modelle.

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Wozu dienen weiche anatomische Modelle?

Weiche Anatomiemodelle bieten sowohl Gesundheitsversorgern als auch Patient*innen einen erheblichen Mehrwert. Je komplexer die Fälle werden und je spezifischer die medizinischen Eingriffe, desto mehr unterstützen anatomische Modelle Gesundheitsversorger dabei, Pathologien zu ermitteln, Eingriffe zu planen, ein Verständnis der dreidimensionalen räumlichen Verhältnisse von Anatomien zu erlangen, medizinische Instrumente anzupassen und Eingriffe zu üben, bevor die Behandelten überhaupt den OP betreten.

Insbesondere Modelle aus weichen Materialien liefern bei der chirurgischen Ausbildung einen großen Vorteil, denn sie erlauben es Assistenzärzten, Fellows und Studierenden, direkt in gewebeähnliches Material einzuschneiden. Da BioMed Flex 80A Resin und BioMed Elastic 50A Resin biokompatibel und sterilisierbar sind, können die Modelle auch direkt in den Operationssaal mitgenommen werden, um während eines Eingriffs als anatomische Referenz oder als Hilfsmittel zur Größenbestimmung zu dienen.

Anatomisches Modell eines Herzens, gedruckt aus BioMed Elastic 50A Resin.

Die Nutzung weicher anatomischer Modelle bietet auch den Patient*innen Vorteile. Einerseits sind die Behandlungsergebnisse besser, wenn medizinische Fachkräfte die Möglichkeit haben, ihre Behandlung an patientenspezifischen Modellen zu planen, aber auch die Patienteneinwilligung wird verbessert, wenn bei der Aufklärung über den vorgeschlagenen Eingriff ein anatomisches Modell verwendet wird. Anhand eines anatomischen Modells erhalten Patient*innen einen Einblick in das Ausmaß des Problems und ein umfassenderes Verständnis der vorgeschlagenen Behandlungen.

Lesen Sie weiter, um die Elastomermaterialien für den direkten SLA-3D-Druck weicher anatomischer Modelle kennenzulernen und sich mit dem Arbeitsablauf des 3D-Drucks im eigenen Haus vertraut zu machen. 

BioMed Flex 80A Resin vs. BioMed Elastic 50A Resin

BioMed Flex 80A Resin und BioMed Elastic 50A Resin ähneln sich in der Hinsicht, dass es sich bei beiden um transparente, biokompatible Elastomere handelt. Aufgrund ihrer unterschiedlichen mechanischen Eigenschaften eignet sich jedoch für bestimmte Anwendungen meist eines der Materialien besser als das andere. Für die Erstellung von Anatomiemodellen können beide Materialien verwendet werden – welches von beiden optimal ist, hängt von den mechanischen Eigenschaften der Anatomie ab, die simuliert werden soll, sowie von der Krafteinwirkung, der das Modell standhalten muss.

BioMed Flex 80A ResinBioMed Elastic 50A Resin
FarbeTransparent mit blauem FarbstichTransparent mit gelbem Farbstich
Shore-Härte A80A50A
Maximale Zugfestigkeit7,2 MPa2,3 MPa
Spannung bei 50 % Dehnung2,6 MPa1 MPa
Spannung bei 100 % Dehnung4,5 MPa1,3 MPa
Dehnung135 %150 %
Reißfestigkeit22 kN/m11 kN/m

BioMed Elastic 50A Resin ist weicher und entspricht etwa dem Härtegrad eines Radiergummis oder Gummistempels, während BioMed Flex 80A Resin mit einer ähnlichen Härte wie Ledergürtel oder Schuhabsätze ein steiferes Material ist. Werden die Materialien für Anatomiemodelle eingesetzt, kann der effektive Widerstand des Materials durch Anpassung der Abmessungen des Modells variiert werden (das heißt, werden die Wände eines Teils dünner gestaltet, lässt es sich leichter durchschneiden, obwohl der Härtegrad derselbe bleibt).

3D-Druck eines anatomischen Modells eines Herzens, das klar und bläulich gefärbt ist

Anatomisches Modell eines Herzens, gedruckt mit BioMed Flex 80A Resin.

BioMed Flex 80A Resin ist das robustere Material und bietet sich für Anatomiemodelle mit filigranen Geometrien an, oder aber Modelle, die einer hohen Krafteinwirkung standhalten müssen. BioMed Elastic 50A Resin ist weniger robust, hält jedoch stärkerer Dehnung stand, bevor es reißt.

Biokompatibel

Bisher waren Hersteller von Medizinprodukten und medizinischen Komponenten sowie die Fertigung am Behandlungsort in Krankenhäusern und bei anderen Gesundheitsversorgern auf mehrstufige Silikongussprozesse angewiesen, die oft arbeitsintensiv und unordentlich sind oder an teure Vertragshersteller ausgelagert werden müssen.

Mit BioMed Flex 80A Resin und BioMed Elastic 50A Resin können medizinische Fachleute nun die Vorzüge herkömmlicher elastomerischer, biokompatibler Materialien mit der Benutzerfreundlichkeit und dem effizienten Arbeitsprozess der Kunstharz-3D-Drucker von Formlabs vereinen. 

Sowohl BioMed Flex 80A Resin als auch BioMed Elastic 50A Resin sind nach ISO 10993 und USP Klasse VI zertifiziert. Sie werden in einer bei der FDA registrierten und nach ISO 13485 zertifizierten Einrichtung hergestellt und eignen sich für den Einsatz in Anwendungen mit langzeitigem Hautkontakt (> 30 Tage) und kurzzeitigem Kontakt mit Schleimhäuten (≤ 24 Stunden).

„BioMed Flex 80A Resin ist ein tolles Hilfsmittel, weil es flexibel ist und alle Eigenschaften für Biokompatibilität in verschiedenen klinischen Indikationen aufweist. Damit gibt es uns mehr Optionen, Chirurgen durch unser Inventar bei ihren Behandlungen zu unterstützen.“

Dr. Prashanth Ravi, Assistenzprofessor in der Abteilung für Radiologie an der Universität von Cincinnati

3D-Druck gedruckte Formwerkzeuge und die daraus resultierenden Güsse aus Silikon
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Herstellung von Medizinprodukten aus Silikon

Dieser Leitfaden dient als Entscheidungshilfe bei der Wahl der besten Produktionsmethode für Silikonteile je nach Verwendungszweck und bietet eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für den Druck mit Silicone 40A Resin sowie für den Silikonguss mit SLA-3D-gedrucktem Werkzeug (einschließlich zweiteiliger Gussformen sowie Formen für Umspritzung und für das Formpressen).

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Feedback von medizinischen Fachkräften

BioMed Flex 80A Resin und BioMed Elastic 50A Resin wurden von Gesundheitsversorgern und in der klinischen Forschung verwendet, woraufhin Feedback zum Material und seinen Anwendungen abgegeben wurde.

Dr. Prashanth Ravi, Dozent im Fachbereich Radiologie der University of Cincinnati, hat Formlabs' Palette biokompatibler Materialien über Jahre hinweg ausgiebig eingesetzt. Er machte die perfekte Anwendung für das neue Material ausfindig: ein Anatomiemodell, das direkt im OP zur Größenbestimmung eingesetzt wird.

Er meint: „Ein ganz klarer Anwendungsfall ist die Größenbestimmung von Vorrichtungen bei der Planung von Eingriffen zum Verschluss des linken Vorhofohrs zur Behandlung von Vorhofflimmern. Wenn ein Kardiologe ein sterilisiertes 3D-gedrucktes Anatomiemodell mit in den Operationssaal nehmen möchte, um die Größe der Vorrichtung festzulegen und sich vor dem Eingriff mit dem OP-Team abzustimmen, dann ist BioMed Elastic 50A Resin das ideale Material dafür.“

Weitere Informationen zur Verwendung von 3D-gedruckten anatomischen Modellen für kardiologische Anwendungen finden Sie im Literaturüberblick zum medizinischen 3D-Druck: Kardiologie.

Bei Northwell Health, einem führenden Anbieter modernster gesundheitlicher Versorgung, ist der 3D-Druck bereits zum Grundbestandteil des Arbeitsablaufs geworden. Vor der Veröffentlichung der zwei neuen Materialien musste Allison Neuwirth, Projektmanagerin bei Northwell Health, einen aufwendigen Silikongussprozess mit zahlreichen Arbeitsschritten durchlaufen, um biokompatible, personalisierte Medizinprodukte zu fertigen. Sie berichtet uns: „Im Klinikumfeld glänzt dieses Material durch seine Fähigkeit, maßgefertigte, formbare Teile zu produzieren, die mit dem Körper in Kontakt kommen können. Außerdem macht es die Prototypenfertigung mittels Silikonguss überflüssig, was ein aufwendiger und verschwenderischer Prozess ist.“

Gefäße, gedruckt mit BioMed Elastic Resin 50A.

Bei Baystate Health ist 3D-Druck-Experte Greg Gagnon dafür zuständig, 3D-gedruckte Bolusvorrichtungen und andere medizinische Instrumente für das Ärzteteam vorzubereiten. Erst seit der Einführung von BioMed Elastic 50A Resin ist er in der Lage, sich in seinen Abläufen den direkten 3D-Druck von Elastomermaterialien zunutze zu machen. Sein Fazit: „Ich war sehr begeistert von dem Material. Die relative Elektronendichte war fast identisch zu der von Wasser, die bei 1,0 g/cm3 liegt, und das ist für den 3D-Druck von Boli für Patienten hervorragend. [Wir haben] einige Designs schon bereit für die Testphase und können damit unsere Anwendungsfälle im chirurgischen Bereich ausweiten.“

„BioMed Flex 80A Resin von Formlabs ist eine robuste, haltbare Ergänzung des Materialangebots des Unternehmens. Es bietet eine hohe Genauigkeit, ist zur Abbildung kleiner Merkmale in der Lage und weist zugleich einen hohen Härtegrad und Biokompatibilität auf.“

Brian Powell, Medical Device Consultant

Brian Powell, medizinischer Berater in Pennsylvania, USA, berichtet: „Selbst mit dem zusätzlichen Schritt des Eintauchens in Wasser bei der UV-Härtung hat das Material meine Ansprüche an die Erstellung hochauflösender Netzstrukturen und eine grundsätzlich simple Nachbearbeitung erfüllt. Für mich ist dieses Angebot eine willkommene Ergänzung der BioMed-Materialreihe von Formlabs, die zahlreiche Optionen für die Kreation flexibler biokompatibler Komponenten eröffnet. Das Warten auf dieses Material und auf BioMed Elastic 50A Resin hat sich definitiv gelohnt.“

Druckteile aus BioMed Flexible 80A Resin
Webinar

Einsatz der biokompatiblen Elastomere von Formlabs für Modelle vaskulärer Anatomie

Erfahren Sie, wie die medizinische Fachwelt biokompatible Elastomermaterialien in innovative 3D-Druckprozesse einbinden kann, mit Formlabs' neuesten Kunstharzen BioMed Flex 80A Resin und BioMed Elastic 50A Resin.

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Schritte zum Drucken mit Elastomeren

Digitales Bild eines Herzens auf dem Bildschirm einer CAD-Software

1. Scannen

Beginnen Sie mit einem CT-, MRT, 3D-Ultraschall- oder Oberflächenscan der jeweiligen Anatomie. Die Bildqualität ist von entscheidender Bedeutung, da eine höhere Bildqualität zu einer besseren Auflösung des Druckteils führt.

Bei der Auswahl eines Oberflächenscanners für Anwendungen im Gesundheitswesen müssen einige spezifische Überlegungen berücksichtigt werden. Dieser Artikel kann dabei helfen, den besten Oberflächenscanner für allgemeine Anwendungen auszuwählen, während dieser Artikel Sie bei der Wahl des besten Scanners für podologische Anwendungen unterstützen kann.

Anatomisches Modell eines Herzens mit Strukturen in PreForm

2. Design

Einige Anatomiemodelle können Anpassungen erfordern, um erfolgreich gedruckt werden zu können. Stellen Sie sicher, dass das fertige Modell den Designrichtlinien von Formlabs entspricht. Bearbeiten Sie Ihr gescanntes Modell entweder in Ihrer Segmentierungssoftware oder einer CAD-Software Ihrer Wahl.

In Behandlungsszenarien können virtuelle Operationsplanungen an diesem Punkt ratsam sein. Dabei wird in einer Besprechung zwischen der klinischen Fachkraft und dem Segmentierungsteam das Modell analysiert, um notwendige Anpassungen durchzuführen.

Transparente Bauteile für die Audiologie in einem 3D-Drucker vom Typ Form 3B+

3. 3D-Druck

Sobald das Modell fertiggestellt und gespeichert ist, können Sie zum Drucken übergehen. Um alle Anforderungen zu erfüllen und Biokompatibilität zu gewährleisten, benötigen BioMed Flex 80A Resin und BioMed Elastic 50A Resin eigens für sie vorbehaltene Harztanks und Konstruktionsplattformen und müssen auf einem vorbehaltenen biokompatiblen Drucker gedruckt werden, entweder auf dem Form 3B+ oder Form 3BL.

Formlabs-Drucker verwenden zum Drucken die Software PreForm. Vergewissern Sie sich vor dem Druck, dass Ihre Version auf dem neuesten Stand ist, und öffnen Sie Ihre Modelldatei. Wählen Sie BioMed Flex 80A Resin oder BioMed Elastic 50A Resin als Druckmaterial aus und richten Sie Ihr Teil aus. PreForm kann das Teil auf der Grundlage der bewährten Praktiken von Formlabs automatisch ausrichten oder Sie können die Ausrichtung manuell vornehmen.

An diesem Punkt müssen Sie möglicherweise Stützstrukturen hinzufügen. Elastomerteile sollten nach Möglichkeit ohne Stützstrukturen gedruckt werden, aber Sie können basierend auf den Materialeigenschaften Stützstrukturen automatisch in PreForm generieren. Zum Schluss richten Sie Ihr Teil auf der Konstruktionsplattform aus und senden Ihren Auftrag an den Drucker. 

Transparente Bauteile für die Audiologie im Form Cure

4. Nachbearbeitung

Nach Abschluss des Drucks muss das anatomische Modell ordnungsgemäß nachbearbeitet werden. Lösen Sie das Teil zunächst von der Konstruktionsplattform ab, wobei die Stützstrukturen vorerst auf dem Druck verbleiben. Überführen Sie das Teil dann in den Form Wash und waschen Sie es unter Verwendung der empfohlenen Einstellungen für BioMed Flex 80A Resin und BioMed Elastic 50A Resin, die Sie hier finden.

Tauchen Sie die Teile nach dem Waschen in einem Becherglas (oder einem anderen UV-transparenten Behälter) vollständig in Wasser ein und stellen Sie das Becherglas mit dem Druckteil in den Form Cure. Härten Sie die Teile gemäß den hier aufgelisteten Zeit- und Temperatureinstellungen nach. Lassen Sie die Teile im Wasser, bis das Wasser auf Raumtemperatur abgekühlt ist. Sobald das Wasser die Raumtemperatur erreicht hat, entnehmen Sie die Teile und lassen Sie sie trocknen.

Eine Liste der Materialien und detaillierte Arbeitsabläufe finden Sie im Whitepaper zum Download.

Formlabs' biokompatible Kunstharze für weiche Anatomiemodelle

Mit Formlabs' vollständigem, benutzerfreundlichem Ecosystem ist es ganz einfach, weiche anatomische Modelle durch direkten 3D-Druck mit BioMed Flex 80A Resin und BioMed Elastic 50A Resin zu fertigen. Die interne Fertigung anatomischer Modelle aus weichen Materialien hat sich für die Operationsplanung, die Unterstützung der medizinischen Ausbildung sowie die Verbesserung der Patienteneinwilligung als unschätzbar erwiesen. Mit BioMed Flex 80A Resin und BioMed Elastic 50A Resin von Formlabs verwandeln Sie Patientenscans in realistische 3D-gedruckte Modelle für die Verwendung im Operationssaal und außerhalb.

Haben Sie Fragen über die Nutzung von SLA-3D-Druck zur Herstellung von weichen Anatomiemodellen oder über die Wahl der richtigen 3D-Drucklösung für Ihr Unternehmen? Dann buchen Sie eine Beratung mit einem Mitglied aus Formlabs' Expertenteam und lassen Sie sich all Ihre Fragen beantworten.

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