
3D-Druckteile müssen dem Einsatz in der Praxis standhalten – deshalb ist die Zähigkeit als Materialeigenschaft von großer Bedeutung. Die Schlagzähigkeit nach Izod ist eine gängige Kennzahl zur Messung der Zähigkeit bzw. Belastbarkeit von Werkstoffen, doch sie ist nur eine von vielen Methoden.
Angesichts der Bandbreite an Materialien mit hoher Zähigkeit kann es schwierig sein, ihre Eignung für eine bestimmte Anwendung zu vergleichen, wenn nur die Izod-Schlagzähigkeit betrachtet wird. Als Formlabs' Materialwissenschaftler*innen eine noch robustere Version unseres Tough 1500 Resin entwickelten, nämlich Tough 1500 Resin V2, haben sie seine Zähigkeit unter Berücksichtigung zahlreicher verschiedener Messmethoden optimiert – nicht nur der Schlagzähigkeit nach Izod.
Unterschiedliche Methoden zur Quantifizierung der Belastbarkeit zu betrachten macht die Auswahl des optimalen Materials für eine bestimmte Anwendung einfacher.
Warum ist die Messung der Zähigkeit wichtig?
Die Zähigkeit ist für viele Praxisanwendungen eine entscheidende Materialeigenschaft. Dies lässt sich durch ein klassisches Beispiel illustrieren: Keramische Materialien wie Siliciumdioxid oder Aluminiumoxid weisen eine wesentlich höhere spezifische Festigkeit und spezifische Steifigkeit auf als Metalle wie Aluminium oder Stahl, und doch würde man ein Flugzeug niemals aus einem Keramikmaterial bauen. Der entscheidende Grund dafür ist die Zähigkeit.
Keramische Materialien neigen zu Sprödbrüchen, anstatt die Energie der Belastung oder des Aufpralls durch plastische Verformung zu absorbieren. Jeder kleine Riss oder Defekt in einem Keramikmaterial kann zu Sprödbrüchen führen. Ein solcher Sprödbruch wäre in einer sicherheitskritischen Anwendung katastrophal. Dies ist der Grund, warum Flugzeuge niemals aus keramischen Materialien produziert werden würden.
Metallische Materialien sind in der Regel extrem zäh und verformen sich eher, als dass sie sich dehnen, wodurch sie Stöße absorbieren können, ohne zu brechen. Da Metalle durch plastische Verformung gedehnt werden können, werden Belastungen von Rissen oder Defekten umverteilt. Das kann Spannungskonzentrationen verringern und kritisches Materialversagen verhindern. Während Metalle wie Stahl und Aluminiumlegierungen sehr zähe Materialien sind, weisen andere Metalle wie Gusseisen eine höhere Sprödigkeit auf.
Bei den Kunststoff-Materialien fällt die Zähigkeit äußerst unterschiedlich aus. Einige Materialien wie Acrylglas (PMMA) oder Polystyrol (PS) sind dafür bekannt, spröde zu sein, während Materialien wie Acrylnitril-Butadien-Styrol (ABS), Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP) eine hervorragende Zähigkeit aufweisen und zur Herstellung robuster, haltbarer und langlebiger Teile verwendet werden. Eines der zähesten Polymere, Polycarbonat (PC), wird zur Herstellung von Aufprallschutzschilden und Schutzbrillen verwendet.

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3D-Druckmaterialien vs. Spritzgussmaterialien
Bei Materialien für den 3D-Druck werden im Vergleich zu extrudierten und spritzgegossenen Werkstoffen häufig Abstriche in puncto mechanische Eigenschaften gemacht, um die Druckbarkeit zu gewährleisten.
Bei der Schmelzschichtung (Fused Deposition Modeling, FDM) ist das Standardmaterial PLA, das eine geringe Zähigkeit aufweist. PETG, ABS, ASA und PC bieten eine höhere Zähigkeit als PLA, aber damit diese Materialien gut druckbar sind, müssen sie ein geringeres Molekulargewicht, Co-Polymere oder andere Komponenten aufweisen, die die Leistung der Druckteile im Vergleich zu spritzgegossenen oder extrudierten Polymeren verringern.
Die Stereolithografie (SLA) ist ebenfalls dafür bekannt, spröde Kunststoffe zu verwenden, da die meisten Standard-Acrylatharze eine relativ geringe Zähigkeit aufweisen. Im Laufe der Zeit sind jedoch Materialien mit höherer Zähigkeit auf den Markt gekommen, wie Tough 1500 Resin und Tough 2000 Resin von Formlabs. Diese Materialien weisen zwar eine deutlich bessere Zähigkeit auf als die meisten gängigen Acrylat-Materialien, bleiben aber hinter den meisten Thermoplasten zurück.
Das Druckverfahren mit den zähesten Materialien ist das selektive Lasersintern (SLS). Das standardmäßige Nylon 12 Powder ist weitaus zäher als PLA oder die meisten Acrylatharze, und mit noch zäheren Optionen wie Nylon 11 Powder lassen sich unglaublich belastbare Teile herstellen. Anders als FDM-Materialien müssen SLS-Pulver nicht modifiziert werden, um druckbar zu sein. Außerdem ergibt der SLS-3D-Druck eine wesentlich bessere Isotropie, was für Belastbarkeit in allen Achsen sorgt.
Bei einer so breiten Palette verfügbarer Formulierungen ist die Messung der Zähigkeit von 3D-Druckmaterialien unglaublich wichtig, um ihre Eignung für anspruchsvollere Anwendungen jenseits der Prototypenentwicklung quantitativ beurteilen zu können.
Quantifizierung der Zähigkeit
Zugzähigkeit
Die Zähigkeit bezeichnet die Fähigkeit eines Werkstoffs, Energie zu absorbieren und sich plastisch zu verformen, ohne zu brechen. Es gibt jedoch verschiedene Möglichkeiten, die Zähigkeit zu quantifizieren.
Eine Möglichkeit ist die Durchführung eines Zugversuchs nach ASTM D638, bei dem eine Probe mithilfe eines Spannzeugs auseinander gezogen wird. Die Krafteinwirkung (oder Belastung) auf den Querschnitt des Teils kann im Verhältnis zur Dehnung oder Verformung dargestellt werden. Die Arbeit ist das Skalarprodukt aus Kraft und Weg. Durch das Integral zur Berechnung der Fläche unter der Spannungs-Dehnungskurve kann die vor dem Bruch absorbierte Energie bestimmt werden.
Zugversuch nach ASTM D638 an Tough 1500 Resin V1.
Zugversuch nach ASTM D638 an Tough 1500 Resin V2.
Dieser Messwert für die Zähigkeit wird oft als Zugzähigkeit bezeichnet. Diese ist zwar eine nützliche Kennzahl, um die Bedeutung der Zähigkeit zu verstehen, doch sie wird in der Regel nicht gemessen und wird in technischen Datenblätter (TDB) selten angegeben, was einen quantitativen Vergleich der Zähigkeitswerte erschwert.

Bruchdehnung
Bruchdehnung: Gibt an, wie lange ein Material gedehnt werden kann, bevor es reißt, und wird berechnet aus der Differenz zwischen der veränderten Länge vor dem Bruch und der Ausgangslänge.Die Bruchdehnung wird manchmal als Kennzahl für die Zähigkeit verwendet. Wenn Materialien eine ähnliche maximale Zugfestigkeit aufweisen, ist dies eine sinnvolle Annäherung an die Fläche unter der Spannungs-Dehnungskurve. Dieser Näherungswert ist weniger nützlich, wenn Materialien mit deutlich unterschiedlichen maximalen Zugfestigkeiten verglichen werden. Grundsätzlich ist die Bruchdehnung ein Maß für die Duktilität, und nicht für die Zähigkeit.
Material | Zugfestigkeit (MPa) | Bruchdehnung (%) |
---|---|---|
Tough 1500 Resin V2 | 36 | 165 |
Tough 1500 Resin V1 | 34 | 63 |
Loctite IND 405 | 38 | 119 |
Polypropylene (extrusion homopolymer grade)* | 29,2 | 125 |
*Densetec extrusion grade homopolymer samples were obtained from McMaster-Carr (Item # 8742K129) and tested internally by Formlabs under identical conditions as the printed resin samples.
Schlagzähigkeit nach Izod
Izod-Schlagzähigkeit: Beschreibt die bei einem Schlag absorbierte Energie.Die gängigste Methode, die Zähigkeit mit einem einfachen, leicht zu auszudrücken Versuch in einer einzigen Zahl wiederzugeben, ist die Schlagzähigkeitsprüfung nach Izod. Bei diesem Test schwingt ein Pendelhammer auf ein Teil, und die Steighöhe des Hammers nach dem Schlag wird gemessen. Der Unterschied zwischen der Fall- und Steighöhe des Hammers stellt die Differenz der Gravitationsenergie dar und entspricht der Energie, die beim Schlag auf den Probekörper absorbiert wird. Dieser Energiewert wird in der Regel durch die Länge oder die Fläche des Probekörpers geteilt, was einen Wert in J/m oder J/m2 ergibt.
Die Charpy-Schlagzähigkeit ist ein ähnlicher Versuch, allerdings mit einem etwas anderen Aufbau, und wird häufiger bei Metallen verwendet. Beide Versuche können mit gekerbter oder ungekerbter Probe erfolgen. Bei ersterer Variante wird eine kleine Kerbe in das Probeteil geschnitten, die als initiale Rissquelle dient. Formlabs verwendet die Norm ASTM D256-10 für die Bewertung seiner Materialien.
Material | Izod-Schlagzähigkeit mit gekerbter Probe (J/m) |
---|---|
Tough 1500 Resin V2 | 45 |
Tough 1500 Resin V1 | 62 |
Loctite IND 405 | 42 |
Polypropylene (extrusion homopolymer grade)* | 36 |
Bei dieser Schlagprüfung mit ungekerbter Probe aus Tough 1500 Resin V1 schwingt der Hammer sauber durch das Teil.
Bei dieser Schlagprüfung mit ungekerbter Probe aus Tough 1500 Resin V2 hält das Probeteil den Hammer fast vollkommen auf.

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Schlagzähigkeit nach Gardner
Zwar wird die Izod-Schlagzähigkeit häufiger angegeben, da sie schnell und einfach zu ermitteln ist, doch hierbei wird an einem dicken Probekörper getestet (~12 mm), der oft nicht repräsentativ für die Geometrien von Kunststoffteilen ist.
Die Gardner-Schlagzähigkeit (ASTM D4226) ist zur Messung der Zähigkeit dünnerer Teile besser geeignet. Bei diesem Versuch wird ein Gewicht auf eine dünne Probe fallen gelassen, die dann daraufhin geprüft wird, ob der Kolben die Probe durchdrungen hat. Das Ergebnis wird entweder durch die maximale Höhe vor Versagen der Probe oder durch die maximal absorbierte Energie ausgedrückt.
Da die Probengeometrie bei der Schlagprüfung nach Gardner repräsentativer für die meisten Kunststoffteile ist, wird dies als eine aussagekräftigere Messgröße für die Schlagfestigkeit in der Praxis angesehen. Die Materialwissenschaftler*innen von Formlabs haben daher die Formulierung von Tough 1500 Resin V2 darauf optimiert, bei dieser Messgröße eine bessere Leistung zu erzielen.
Material | Schlagzähigkeit nach Gardner bei 1/32" |
---|---|
Tough 1500 Resin V2 | 5,9 J |
Tough 1500 Resin V1 | 2,5 J |
Loctite IND 405 | 3,4 J |
Polypropylene (extrusion homopolymer grade)* | 2,7 J |
Tough 1500 Resin V1 erreicht eine Gardner-Schlagzähigkeit von 2,5 J. Dies ist eine Stufe der Versuche.
Tough 1500 Resin V2 erreicht eine Gardner-Schlagzähigkeit von 5,9 J. Dies ist eine Stufe der Versuche.
Bruchzähigkeit
Kunststoffe verhalten sich unterschiedlich, je nachdem, wie schnell sie belastet werden. Bei Schlagprüfungen wirkt die Belastung sehr schnell auf die Proben ein, aber im Praxiseinsatz müssen Werkstoffe auch bei gradueller Krafteinwirkung Energie absorbieren.
Eine Möglichkeit, die Zähigkeit bei niedrigeren Verformungsgeschwindigkeiten zu messen, ist die Messung der Bruchzähigkeit.
Dies kann entweder als der Wert KC ausgedrückt werden, der den kritischen Spannungsintensitätsfaktor darstellt, bei dem sich ein Riss ausbreitet und einen Sprödbruch verursacht, oder als die Brucharbeit Wf – die Arbeit (oder Energie), die erforderlich ist, um einen Riss im Material auszubreiten.
Die Bruchzähigkeit ist eine der wichtigsten Messgrößen für die Zähigkeit, da sie die Widerstandsfähigkeit gegen Sprödbruch bei Belastungen ohne plötzliche Einwirkung darstellt.
Material | Brucharbeit (Wf) |
---|---|
Tough 1500 Resin V2 | 1011 |
Tough 1500 Resin V1 | 102 |
Loctite IND 405 | 407 |
Polypropylene (extrusion homopolymer grade)* | ~2000 |
Bei diesem Bruchzähigkeitsversuch nach ASTM D5045 an einem Teil aus Tough 1500 Resin V1 kommt es zu einem schnellen Sprödbruch.
Bei diesem Bruchzähigkeitsversuch nach ASTM D5045 an einem Teil aus Tough 1500 Resin V2 versagt das Teil mit höherer Duktilität und absorbiert 10-mal mehr Energie als das Teil aus Tough 1500 Resin V1.

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Ross-Biegeversuch
Risse und Brüche können auch im Laufe der Zeit auftreten, statt durch eine Belastung wie bei der Bruchzähigkeit. Die allmähliche Rissausbreitung bei wiederholter Belastung wird als Ermüdung bezeichnet.
Zur Messung der Ermüdungseigenschaften von Kunststoffen wird in der Regel ein Ross-Biegeversuch (ASTM D1052) durchgeführt, bei dem stabförmige Probekörper Tausende von Malen gebogen werden.
Material | Ross-Biegeversuch (bestandene Zyklen) |
---|---|
Tough 1500 Resin V2 | > 8000 |
Tough 1500 Resin V1 | ~5300 |
Loctite IND 405 | ~6800 |
3D-Druck mit belastbaren Kunstharzen
Es gibt zwar zahlreiche Möglichkeiten, die Zähigkeit eines Materials zu messen, aber für 3D-Druckteile sind einige Messgrößen relevanter als andere, insbesondere im Fall von Anwendungen jenseits der Prototypenfertigung, wie Rapid Tooling, Endverbrauchsteile und Fertigungshilfsmittel. Zwischen den verschiedenen Messmethoden der Zähigkeit zu unterscheiden kann die Auswahl des optimalen Materials erleichtern.
Zähigkeit kann auf verschiedene Weise quantifiziert werden, aber in Praxisanwendungen müssen Teile in mehrfacher Hinsicht belastbar sein, um dieselbe Robustheit zu erreichen, für die zähe Kunststoffe bekannt sind. Deshalb haben Formlabs' Materialwissenschaftler*innen die Formulierung von Tough 1500 Resin V2 so optimiert, dass es in allen Messgrößen gute Leistungen erbringt, statt nur bei einer gut vermarktbaren Kennzahl wie der Izod-Schlagzähigkeit zu glänzen. Formlabs' Tough 1500 Resin V2 legt den Fokus auf die materialwissenschaftliche Herangehensweise an die Zähigkeit und ermöglicht Anwender*innen den Druck von Teilen, die nicht zerbrechen oder reißen, sodass sie selbst anspruchsvolle Anwendungen bedenkenlos angehen können.
Um den Vergleich und die Materialauswahl – auch bei zähen Kunstharzen – leichter zu machen, hat Formlabs das technische Datenblatt um weitere Kennzahlen zur Zähigkeit erweitert, darunter die Schlagzähigkeit nach Gardner und die Bruchzähigkeit. Die technischen Datenblätter sind auf den einzelnen Materialseiten zu finden, und unser Materialvergleich erleichtert die Gegenüberstellung bestimmter Messgrößen.
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