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Interviews

Mit einer Weiterbildung im 3D-Druck die Zukunft der Schmuckindustrie gestalten

Seit über einem Jahrzehnt wird der 3D-Druck branchenübergreifend in einer Vielzahl von Industrien eingesetzt und findet stetig neue Anwendungen. Doch trotz der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und der damit einhergehenden beruflichen Perspektiven gehört der 3D-Druck in Deutschland bei vielen Ausbildungsberufen noch nicht zum Bestandteil des Lehrplans.

Um dies zu ändern und Deutschlands Bildungsangebot zu erweitern gründete Pierre Urbanek die 3D-Akademie in Stuttgart. Seit der Eröffnung in 2014 werden in der Akademie Studenten ausgebildet sowie Weiterbildungen für verschiedene Branchen rund um das Thema 3D angeboten. Hierzu gehört auch die Schmuckindustrie, in der Dozentin Maria Fernandez einst selbst Studentin war. In unserem Interview erzählt sie uns mehr über ihren Werdegang als gelernte Goldschmiedin, ihren Weg zum 3D-gedruckten Schmuck sowie dessen Vorteile. 

Die geschulte Goldschmiedin Maria Fernandez lernte einst selbst an der 3D-Akademie das 3D-Drucken von Schmuckteilen - heute unterrichtet sie selbst.

Die geschulte Goldschmiedin Maria Fernandez lernte einst selbst an der 3D-Akademie das 3D-Drucken von Schmuckteilen - heute unterrichtet sie selbst. 

Der 3D-Druck als neue berufliche Perspektive

Dass der 3D-Druck vielfältige Möglichkeiten für Anwendungen und Ausbildung bietet, erkannte 2010 auch Pierre Urbanek. Auf der Suche nach Möglichkeiten, sich in diesem Bereich fortzubilden, stieß er in Deutschland jedoch schnell an seine Grenzen - Lehrinstitute waren begrenzt, Ressourcen und Wissen nur in geringem Maße vorhanden. 

Blogpost

Sieben Einsatzbereiche des 3D-Drucks in der Bildung

Entdecken Sie die sieben Möglichkeiten, wie 3D-Druck im Bildungswesen praktisches Lernen ermöglicht, die Kreativität fördert sowie Schüler und Studenten auf das Berufsleben vorbereitet.

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Nach einer umfangreichen Ausbildung in den USA und mit der Vision, das Problem langfristig zu ändern, gründete er 2014 die 3D-Akademie in Stuttgart. “Es handelt sich um eine fokussierte Ausbildung mit hohem Praxisanteil rund um das Thema 3D” beschreibt Pierre Urbanes den Fokus des Institutes. Heute werden in der 3D-Akademie jährlich rund 80 Studenten ausgebildet und bis zu 150 Weiterschulungen angeboten. Das Angebot an Aus- und Weiterbildung ist dabei vielfältig und reicht von der 3D-Darstellung von Mode und Architektur bis hin zu Virtual Reality und Werbung. Doch auch Hard Skills wie der 3D-Druck selbst werden in Form von Schmuck und medizinischen Weiterbildungen angeboten. Hier war auch einst Maria Fernandez Studentin. 

Jedes Jahr werden in der 3D-Akademie mehr als 80 Studenten in verschiedenen Bereichen rund um das Thema 3D ausgebildet - dazu gehört auch der 3D-Druck von Schmuck.

Jedes Jahr werden in der 3D-Akademie mehr als 80 Studenten in verschiedenen Bereichen rund um das Thema 3D ausgebildet - dazu gehört auch der 3D-Druck von Schmuck. 

Der Weg zum 3D-gedruckten Schmuck

Angefangen hat Maria Fernandez ganz traditionell in einer Goldschmiedeschule in Schwäbisch Gmünd, im Anschluss arbeitete sie als Assistentin im Design eines bekannten Schmuckherstellers. Dort hatte sie auch ihre ersten Berührungspunkte mit dem 3D-Druck, jedoch wurde dieser damals über externe Anbieter gelagert.

Das Auslagern von Herstellungsprozessen wie in der Schmuckindustrie erwies sich jedoch nicht als effiziente Lösung - die Modelle mussten oft mehrfach hin- und hergeschickt werden, was unter anderem aufgrund des Versands zeitaufwendig war. “Individuell gefertigte Modelle haben unterschiedliche Dimensionen und oftmals werden Anpassungen in Detail und Größe benötigt - das war extern sehr aufwendig.” sagt Maria Fernandez. Mit der Unterstützung ihres Mentors Wolf Peter Schwarz, der sie dazu ermutigte, traditionelle Methoden mit modernen Technologien zu verbinden, führte Marias Weg sie daraufhin in die 3D-Akademie in Stuttgart.

“Ich brauchte das Wissen, die Software und einen Drucker - alles was mir die 3D-Akademie bieten konnte”

- Maria Fernandez, Goldschmiedin und Dozentin

Während ihrer Schmuck-fokussierten Weiterbildung in der 3D-Akademie erlernte sie dann alle theoretischen und praktischen Skills - von der Erstellung einer CAD Datei mit ZBrush über das 3D-Drucken sowie Nachbearbeiten - die sie für den Prozess benötigte. “Ich habe davor nicht wirklich mit Computern gearbeitet, habe jedoch innerhalb von kürzester Zeit alles Wichtige erlernt und konnte dann genau das umsetzen, was ich wollte”, erinnert sich Maria Fernandez. 

Von Soft Skills wie der Erstellung digitaler Designs und Dateien mit ZBrush bis hin zu Hard Skills wie dem Druck und der Nachbearbeitung gedruckter Teile lernen die Studenten alles, was für 3D-gedruckten Schmuck relevant ist.

Von Soft Skills wie der Erstellung digitaler Designs und Dateien mit ZBrush bis hin zu Hard Skills wie dem Druck und der Nachbearbeitung gedruckter Teile lernen die Studenten alles, was für 3D-gedruckten Schmuck relevant ist. 

Die Vorteile des 3D-Drucks und Digital Designs in der Schmuckindustrie

“Der 3D-Druck wird die Goldschmied-Ausbildung nicht ersetzen, weil die handwerklichen Kenntnisse immer Bestandteil haben werden - jedoch offenbart der 3D-Druck mir viele Vorteile und Möglichkeiten, Designs zu kreieren, die auf andere Weise gar nicht möglich wären.”

- Maria Fernandez, Goldschmiedin und Dozentin

Gleich zu Beginn des Gesprächs stellt Maria Fernandez klar, dass der 3D-Druck die Kunst des traditionellen Goldschmiedens nicht ersetzen wird - sie macht jedoch auch deutlich, dass die Kombination traditioneller Verfahren mit modernen Technologien neue Perspektiven in der Gestaltung und Kosteneinsparung bietet. 

Unteranderem entdeckte die gelernte Goldschmiedin vor und während ihrer Ausbildung verschiede Vorteile bei Ihrer Arbeit mit der 3D-Druck Technologie von Formlabs

Geschwindigkeit

Während ihrer Zeit als traditionelle Goldschmiedin sowie Designerin hat Maria Fernandez eine Vielzahl von kundenspezifischen Schmuckstücken hergestellt. Vom Erstellen des Designs bis hin zum fertigen Wachsmodell braucht es dafür oft über 80 Stunden - ein Prozess, der mit dem 3D-Druck weniger als ein Zehntel der Zeit in Anspruch nimmt. 

“Ich designe ein Modell in ein paar Stunden, schicke es an den Drucker und drei bis vier Stunden später ist der erste Prototyp fertig. Zudem sehe ich direkt Verbesserungsmöglichkeiten und kann das Modell abändern und erneut drucken, ohne großartig Arbeitszeit zu verlieren.”

- Maria Fernandez, Goldschmiedin und Dozentin

Design

Die eingesparte Zeit in der Herstellung der Wachsmodelle kann Maria Fernandez wiederum für die herzustellenden Modelle verwenden “Man bekommt mit der Geschwindigkeit des 3D-Drucks einfach mehr Zeit für den kreativen Prozess”, erklärt die Goldschmiedin. Doch auch die Art der Designs selbst hat sich verändert. “Ich kann Sachen bauen, von denen konnte ich vorher nicht träumen”, sagt sie. 

“Es sind netzartige Strukturen und Hohlkörper in einem Stück möglich, die sonst nur sehr schwer und kompliziert hergestellt werden können.”

- Maria Fernandez, Goldschmiedin und Dozentin

Bei dem 3D-Druck mit dem Stereolithografieverfahren (SLA), wird flüssiges Harz mittels eines Lasers Schicht-für-Schicht zu gehärtetem Kunststoff verarbeitet. Somit sind ganzheitliche Teile möglich, ein Prozess, der mit traditionellen Methoden nicht möglich war. “Früher, wenn wir Hohlkörperformen hergestellt haben, haben wir diese in zwei Teilen gebaut, haben die separat gegossen und sie dann zusammengelötet und wieder versilbert, damit keine Lötfuge zu erkennen ist - Mit dem 3D-Druck ist dies in einem Stück möglich”.

Durch den Einsatz von SLA und 3D-Druck ist es möglich, komplexe Designs mit Netzstrukturen und Hohlkörpern zu erstellen - Formen, die bisher nur schwer in einem Stück hergestellt werden konnten.

Durch den Einsatz von SLA und 3D-Druck ist es möglich, komplexe Designs mit Netzstrukturen und Hohlkörpern zu erstellen - Formen, die bisher nur schwer in einem Stück hergestellt werden konnten. 

Einfaches Gießen

Als gelernter Mechaniker ist Gründer der 3D-Akademie Pierre Urbanek selbst mit den Gusstechniken aus der Schmuckindustrie vertraut - so auch mit den häufig auftretenden Fehlgüssen bei traditionellen Verfahren. Fast jeder fünfte Druck hat Oberflächenprobleme - das Hauptproblem sind meistens Verunreinigungen des Ausbrennmaterials selbst. “Wenn das Anmischen des Ausbrennamterials nicht richtig vonstatten geht, kommt es häufig vor, dass es Materialien enthält, welche nicht sauber wegbrennen. Man sieht das Problem dann direkt auf der Oberfläche des Modells.” Ein Problem, welches es bei Formlabs Castable Wax 40 Resin laut Pierre Urbanek nicht gibt. “Ich arbeite mit einem Gießer zusammen, der schon seit 40 Jahren im Geschäft ist und der hat überhaupt keine Schwierigkeiten mit dem neuen Wachs. Ich habe ihm die bereitgestellten Informationen der Brennkurven weitergeben und somit waren gleich die ersten Güsse ein voller Erfolg”, ergänzt Maria Fernandez. 

White Paper

Einführung in das Gießen von 3D-gedruckten Schmuckmustern

Von unabhängigen Designstudios, bis zu großen Schmuckgießereien, sind digitale Fertigungstechnologien immer wichtiger für Skalierung und Individualisierung. In diesem Leitfaden lernen Sie, wie Sie filigrane Schmuckstücke aus Mustern gießen, die mit dem Formlabs-Drucker gedruckt werden.

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Kundenzufriedenheit

Doch nicht nur betriebsintern sind die Vorteile des 3D-gedruckten Schmuckes zu spüren. Auch die Beziehungen zu Kunden und dessen Zufriedenheit hat sich mit dem neuen Arbeitsablauf deutlich verändert. “Unsere Kunden sind aktiv am Prozess beteiligt und haben innerhalb von ein paar Stunden etwas Reales in der Hand und kein digitales Foto oder Zeichnung, bei der sie sich noch vorstellen müssen wie dick ist jetzt das Material am Ende. Das ist natürlich auch ein Verkaufsargument - es ist ein Totschlagargument." erzählt uns Maria Fernandez.

Kosten

Neben der Kostenersparnis durch eine schnellere Durchlaufzeit sowie einer geringeren Fehlerquote und Verschleiß sind auch die Anschaffungskosten mit dem Formlabs 3D-Drucker sowie die Materialkosten bei der Herstellung entscheidend. 

“Die Druckkosten, für die Anschaffung des Druckers und die wirklichen Materialkosten für den Druck, die sind so marginal - runtergerechnet zahlen wir 2,50€ pro Wachsmodell, plus Druckkosten”

- Pierre Urbanek, Gründer der 3D-Akademie

Auch die Anschaffung eines Formlabs 3D-Druckers hat sich laut Maria Fernandez bezahlt gemacht “Andere Goldschmiede, die mit 3D Druck gearbeitet haben, hatten teils sehr hochpreisige Drucker. Dementsprechend waren die Modelle kostenintensiv, und das macht natürlich die Kalkulation kaputt in einem Beruf, wo das Design und die Arbeit eigentlich die meiste Zeit dauern und auch das Teuerste daran sind. Das Problem hat man mit Formlabs Druckern nicht”  

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Wie viel Zeit und Kosten können Sie mit 3D-Druck sparen?

Unser einfaches, interaktive Tool hilft Ihnen, die Kosten pro Teil und die Vorlaufzeit beim 3D-Druck mit Formlabs 3D-Druckern zu berechnen und Zeit- und Kosteneinsparungen mit alternativen Produktionsmethoden zu vergleichen. 

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Die Zukunft der 3D-Druck-Weiterbildung in der Schmuckindustrie

Dass der 3D-Druck eine Vielzahl von Vorteilen für kleine bis große Ateliers bringt, hat sich in den letzten Jahren immer wieder gezeigt. Dennoch bleibt die Angst, das traditionelle Handwerk zu verlieren - dem möchten Maria Fernandez jedoch weiterhin entgegenwirken “Der 3D-Druck von Schmuck ist kein Verlust von Können, sondern bietet vielmehr Raum für kreative Prozesse  - es macht den Arbeitsalltag einfach schöner und das würde ich auch gerne genau so kommunizieren”, hält sie abschließend fest.  

Auch Pierre Urbanek will sich weiterhin für die Aufklärung und Bedeutung des 3D-Drucks in Deutschland starkmachen. "Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, weiterhin Aufklärung in diesem Bereich zu betreiben und den Menschen zu vermitteln, dass der 3D-Druck viele neue Perspektiven in verschiedenen Bereichen bietet." Neben der ständigen Anpassung an neue Erkenntnisse und Anwendungen bestehender Kurse, steht als Nächstes der Ausbau der medizinischen Ausbildung auf dem Lehrplan der 3D-Akademie.